Ein Plädoyer der Leidenschaft.
Zusammen mit Thomas Sonderegger an der Gitarre und Martin Lorber am
Akustikbass hat sich der virtuose Chitarrista ganz dem Thema Sturm unterworfen.
Für Malinconicos akustisches Trio ist „Tempesta“ mehr als eine wohlklingende
Worthülse, vielmehr ist das Leitmotiv des Sturms in all seinen Schattierungen und
Nuancen in den sensibel arrangierten Eigenkompositionen omnipräsent. Wer gerne in
trennscharfen Musikkategorien denkt, wird sich schwer tun, die Klänge des
kongenialen Trios in einen sicheren stilistischen Hafen zu überführen. Stattdessen
lebt und atmet Malinconicos Musik jene Weltoffenheit, die nur dem Leben eines
Reisenden wirklich eigen ist. Zwar ist bald einmal unüberhörbar, dass es dem
Neapolitaner bei seinen Trips vor allem die südamerikanische Folklore und
insbesondere die reichhaltige Welt der argentinischen Musik besonders angetan hat,
doch denkt und verdichtet der Komponist und Arrangeur seine Eindrücke weiter und
lässt daraus poetische Alltagsgeschichten im universellen Dialekt der Weltmusik
entstehen.
Obwohl die Musiker Antonio Malinconico, Thomas Sonderegger und Martin Lorber
dank ihrer fundierten musikalischen Ausbildungen über Virtuosität und eine
herausragende Technik verfügen, läuft das Trio nie Gefahr, bei seinem Treiben in
selbstgefällige technische Übungen abzudriften. Stattdessen überzeugt das Ensemble
mit einer aussergewöhnlichen Dynamik, reichert jene mit einer schier
ungeheuerlichen Spielfreude an und erreicht in den besten Momenten schlicht den
Ausdruck purer Leidenschaft. Ihr selbst erklärtes Publikum sind denn auch nicht die
Instrumentalisten dieser Welt, sondern die Herzen all jener Menschen, die sich für
eine Weltumrundung oder auch nur einen Regentanz lang verführen und berühren
lassen wollen.
„Ein Sturm passt nicht in die Form eines Sonetts. Er bewegt sich nicht in Endreimen
und hält sich an keine vorgegeben Worte“, schrieb der grosse karibische Dichter
Edward "Kamau" Brathwaite anfangs des letzten Jahrhunderts sehr zum Ärger der
britischen Literaturpuristen. Was für die Literatur gilt, gilt allemal für die Musik. Auch
deshalb oder gerade darum versuchen Antonio Malinconico e Amici dem sich
aufbäumenden, abklingenden, böigen, orkanartigen, oder sich mit Regen
entladendem Sturm mit dem Liebkosen, Streicheln, Zupfen, Schlagen, Dämpfen oder
auch mit dem perkussiven Bearbeiten ihrer spanischen Gitarren zu begegnen. Ihr
akustischer Klang bleibt dabei stets ein natürlicher und ihre Arrangements sind
bewusst so luzide, dass stets Raum für Spontanes – das Momentum selbst bleibt.
Nichts ist nach einem Sturm wie zuvor, und das ist gut – sehr sogar.
Antonio Malinconico
Antonio Malinconico e Amici
Antonio Malinconico
Antonio Malinconico e Amici